Die Buchhaltung ist einer der zentralen Bereiche in Unternehmen – und zugleich oft ein echter Zeit- und Ressourcenfresser. Ordner voller Belege, lange Liegezeiten und manuelle Prozesse bremsen Effizienz und Flexibilität. Mit der papierlosen Buchhaltung lassen sich diese Hindernisse überwinden. Jedoch gelingt der Umstieg nicht von heute auf morgen. Lesen Sie, wie Sie mit einem strukturierten Vorgehen Technik, Prozesse und Ihr Buchhaltungsteam erfolgreich zusammenzubringen.
Übersicht:
- Was bedeutet papierlose Buchhaltung?
- Die Vorteile der papierlosen Buchhaltung
- Change-Projekt papierlose Buchhaltung
- Fazit
- Häufige Fragen zur papierlosen Buchhaltung
Was bedeutet papierlose Buchhaltung?
Der Name ist Programm: Die papierlose Buchhaltung verzichtet weitestgehend, möglichst sogar vollständig, auf die Verarbeitung von Papierdokumenten in jeglicher Form. Treffen Rechnungen noch per Briefpost oder Fax ein, werden sie eingescannt und digitalisiert. Die Verarbeitung und interne Weiterleitung der Dokumente erfolgen dann ebenso rein digital wie ihre Archivierung und der Versand der Ausgangsrechnungen.
Doch mit diesem analogen Vor- und Nachgeplänkel hat die Buchhaltung dann rein gar nichts mehr zu tun. Das regeln Hauspost und IT-Abteilung hochautomatisiert. Auf sehr einfache Art und Weise werden durch den bewussten Verzicht auf Papier Qualität und Effizienz der Buchhaltung nachhaltig verbessert.
Die Vorteile der papierlosen Buchhaltung
Dass das papierlose Büro sich lohnt, liegt auf der Hand. Zu den Vorteilen gehören:
- die schnellere Bearbeitung von Vorgängen durch digitale Prozesse,
- der Wegfall von Lauf- und Liegezeiten,
- einfaches Dokumenten-Handling: wenige Klicks statt manueller Ablage in Mappen und Ordnern,
- Zeitersparnis bei der Aktenorganisation durch automatisierte Ablage und Archivierung,
- keine Raum- und Materialkosten für Papier, Aktenordner oder Archivräume,
- prompter Dokumentenzugriff in Sekunden,
- erhöhte Auskunftsbereitschaft,
- reduzierte Übertragungsfehler durch den Wegfall der manuellen Datenerfassung,
- schnellere Rechnungsverarbeitung mit positiven Effekten auf Produktivität und Kosten sowie
- sofortiger Zugriff auf alle Unterlagen von jedem Ort und Endgerät aus.
Solange die Buchhaltung also nicht papierlos funktioniert, ist der manuelle Aufwand enorm und erzeugt häufig starre Prozesse im Rechnungswesen. Eine weitere Crux: Sobald das Unternehmen wächst, lassen sich viele dieser Prozesse nicht effizient skalieren.
Bevor die Buchhaltung endgültig auf Papier verzichten kann, gilt es, die digitale Transformation der Abteilung zu meistern. Das ist weit mehr als nur ein IT-Projekt, ändert sich nicht nur die Darstellung der Informationen von analog auf digital, sondern auch Prozesse, sowohl unternehmensintern als auch in der Zusammenarbeit und Kommunikation mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern. Das betrifft darüber hinaus den Arbeitsalltag in der Buchhaltung: Routineaufgaben entfallen, neue Aufgaben in Bereichen wie Controlling, Reporting oder Planung kommen hinzu.

Change-Projekt papierlose Buchhaltung
Die Einführung der papierlosen Buchhaltung ist ein typisches Change-Projekt, das sich in fünf Phasen unterteilen lässt. Um möglichst schnell von den Vorteilen der papierlosen Buchhaltung profitieren zu können sowie den Umstieg mit überschaubarem Aufwand, wenig Stress und hoher Akzeptanz der Belegschaft zu meistern, bedarf es der folgenden fünf logischen Projektabschnitte.
1. Phase – Vorbereitung und Planung der papierlosen Buchhaltung
Zunächst gilt es, Akzeptanz zu schaffen, also die Belegschaft auf die Änderungen mental vorzubereiten. Das Management sollte wissen, dass die papierlose Buchhaltung zwar viele Vorteile mit sich bringt, ihre Einführung jedoch zunächst Mehraufwand und initiale Kosten verursachen wird.
Wichtig ist vorab die gründliche Analyse des Status quo. Hier gilt es, Automatisierungspotenziale zu erkennen und diejenigen Aufgaben zu identifizieren, bei denen der größte Optimierungsbedarf herrscht. Die Digitalisierung der Buchhaltung muss nämlich keineswegs per „Big Bang“ komplett auf einen Schlag erfolgen, sondern kann sukzessive in verschiedenen Bereichen erfolgen, um die Kosten zu strecken, das Risiko zu minimieren und den Aufwand in Grenzen zu halten.
Auch die Definition der automatisierten Prozessabläufe in der Buchhaltung als verbindliche Zielvorgabe ist bedeutend, um darauf hinarbeiten zu können. Genauso wichtig wie die klare Vorstellung vom angestrebten „Rechnungswesen 4.0“ ist es, die Mitarbeitenden bei diesem Vorhaben mit ins Boot zu nehmen und so die nötige Akzeptanz zu schaffen.
Hier geht es um Aufklärung und den Abbau von Ängsten (beispielsweise, dass der Arbeitsplatz verloren geht) und Vorbehalten (dass das IT-System schwierig zu bedienen ist). Für viel Akzeptanz sorgt es auch, wenn das Feedback des Teams von Anfang an berücksichtigt wird, unter anderem hinsichtlich der Auswahlkriterien für die Software, die Gestaltung von Prozessen, Bedienoberflächen und Workflows.
Automatisierung als Schlüssel zum Erfolg
Wenn Teams sich nicht mehr mit manueller Dateneingabe sowie der Weiterleitung und Archivierung von Dokumenten beschäftigen müssen, können sie sich auf gewinnbringende Aufgaben mit Innovationspotenzial konzentrieren. Digitale Workflows bieten im Zuge dessen volle Transparenz für Ihre Buchhaltungsprozesse und ermöglichen es Ihnen, ein Dokument in jeder Phase seines Lebenszyklus zu verfolgen. Umfassende Reporting-Funktionen informieren Sie jederzeit darüber, wie viele Dokumente sich in einem bestimmten Prozessstadium befinden.
Mit Blick auf die Rechnungsverarbeitung sollten die jeweiligen Workflows automatisch Rechnungsdubletten erkennen oder feststellen, ob ein Lieferant bereits im System ist. Ist das nicht der Fall, sollte die Lösung das automatisiert umsetzen.
Die Automatisierung Ihrer Rechnungsverarbeitung ermöglicht außerdem die reibungslose Weitergabe von Informationen an alle Teammitglieder, die einen Einblick in den jeweiligen Workflow benötigen. Per E-Mail lassen sich neue Aufgaben zuweisen, eskalieren oder Ausnahmen konfigurieren. Führungskräfte wiederum sehen auf einen Blick, welche Schritte bereits abgeschlossen oder welche Aufgaben noch offen sind.
Desweiteren hat der Schutz sensibler Daten oberste Priorität – allen voran, wenn Dokumente in einem digitalen Archiv gespeichert werden. Mit einer rechtskonformen Dokumentenablage, einer transparenten Genehmigungshistorie, einem detaillierten Berechtigungskonzept und einer starken Verschlüsselung lassen sich wichtige Compliance-Anforderungen im Handumdrehen erfüllen. Zudem ermöglichen starke Sicherheits- und Backup-Maßnahmen die Wiederherstellung von Informationen im Ernstfall.
2. Phase – Prozesse definieren, Software auswählen
Zwingende Voraussetzung für die papierlose Buchhaltung ist eine funktional ausgereifte, effiziente Buchhaltungssoftware. Häufig wird eine Vielzahl weiterer Programme eingesetzt, um buchhalterische Prozesse möglichst vollständig automatisch abzubilden. Das betrifft zum Beispiel:
- die Erstellung und den Versand von Rechnungen,
- die digitale Belegverarbeitung,
- Scan- und OCR-Funktionen,
- die automatische Zuordnung zu Buchungssätzen, Kostenstellen und Mitarbeitenden,
- das Mahnwesen,
- die Verknüpfung mit dem Online-Banking und die Einbindung der Steuerberatung,
- die Integration von Kommunikations-Apps und Workflows für automatische Meldungen und Erinnerungen und
- die digitale Archivierung.
Eine moderne Dokumentenmanagementsoftware bietet sich hier als integrative Lösung an. Von entscheidender Bedeutung ist, dass die eingesetzte Software sich nahtlos in die bestehende Infrastruktur einfügt und reibungslos zusammenarbeitet. Schon Mankos wie die mangelnde Kompatibilität zum Warenwirtschafts- oder Banking-System können große Nachteile bedeuten.
Bei der Auswahl der passenden Software kommt es nicht nur auf die Funktionalität an, sondern auch darauf, wie diese Funktionalität angeboten wird – als SaaS-, Cloud- oder On-Premises-Paket, als Komplettlösung für die papierlose Buchhaltung oder als spezielle App, die in die Gesamtlösung eingebunden wird.
Beim Vergleich der Funktionalität, aber auch der Performance, Stabilität und Skalierbarkeit der Software lassen sich die Testphasen nutzen, die für viele Softwareprodukte kostenlos angeboten werden. In diesem Testphasen erfolgt dann auch die Evaluation nach den eigenen Auswahlkriterien. An dieser Stelle gilt es vor allem, die richtigen Prioritäten zu setzen. Die Schnittstellen zu Buchhaltungs- oder EDI-Systemen beispielsweise oder die Lauffähigkeit mit der vorhandenen IT-Infrastruktur sind typische K.-o.-Kriterien.
Sind die Prozesse erst einmal definiert und die dafür notwendige Software installiert, sollten die finalen Prozesse in einem Handbuch festgehalten werden. Dieses Handbuch dient nicht nur zur Information der Mitarbeitenden, sondern ist später auch die Basis für die steuerrechtlich relevante Verfahrensdokumentation und etwaige Prozessverbesserungen.
3. Phase – Compliance
Alle definierten Prozesse müssen aus steuerrechtlicher Sicht bewertet werden. Wie zuvor auch ist die Prüfung auf die Einhaltung der „Grundsätze zur ordnungsgemäßen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ (GoBD) notwendig. Demnach müssen alle Geschäftsvorfälle „nachvollziehbar, vollständig, richtig, zeitgerecht, geordnet und unverfälscht abgebildet und aufbewahrt werden“.
Das aus juristischer Perspektive wichtigste Dokument ist die Verfahrensdokumentation, die alle Schritte in nachvollziehbarer Form darstellt. Insbesondere folgende Fragen müssen beantwortet werden:
- Welche Soft- und Hardware wird eingesetzt?
- Wie ist der Umgang mit Papierbelegen geregelt (scannen, lagern, vernichten)?
- Wie werden digital erstellte bzw. digitalisierte Rechnungen gehandhabt und aufbewahrt?
- Welche Mitarbeitenden sind wie eingebunden?
- Wie wird der Datenschutz gewährleistet?
4. Phase – Roll-out der papierlosen Buchhaltung
Ist die Compliance-Hürde genommen, kann es endlich losgehen mit der papierlosen Buchhaltung. Die Soft- und Hardware wird in Betrieb genommen, alle neuen Prozesse werden ausgerollt. Die Software wird initialisiert und in die Infrastruktur eingebettet, parallel dazu erfolgt das Digitalisieren bzw. Einscannen derjenigen Dokumente (Kontoauszüge, Verträge, Eingangsrechnungen, Belege etc.), die als Basis für die digitale Buchhaltung erforderlich sind. Hinzu kommt deren Verschlagwortung und Archivierung.
Dann werden die neuen Funktionen getestet und vor allem die Mitarbeitenden geschult, denn der Abschied vom Papier und der Einstieg in die digitale Buchhaltung erfordert zwar ein Umdenken, ist aber dennoch einfach zu meistern.
5. Phase – Evaluation und Verbesserung
Dem Team und der Steuerberatung sollte schon während, aber auch nach der Umstellung die Möglichkeit zur konstruktiven Kritik eingeräumt werden, z. B. an bestimmten Prozessschritten oder neuen Softwarebausteinen. Gibt es daraufhin grundlegende Änderungen, um die papierlose Buchhaltung weiter zu verbessern, darf natürlich die erneute Überprüfung der Compliance nicht fehlen.
Letztendlich geht es um die laufende Optimierung der Systeme und Abläufe auf Basis des Feedbacks sowie um die weitere Schulung aller Beteiligten bei Änderungen oder neuen Software Releases. Im Gegensatz zu den vorherigen Phasen wird die Optimierung nicht abgeschlossen, sondern läuft kontinuierlich fort.
Ein modernes Dokumentenmanagementsystem bietet dann allen Mitarbeitenden, Lieferanten und/oder Kunden einen sicheren, organisierten Zugriff auf alle digitalen Dokumente. Und zwar jederzeit und überall via Internetverbindung und Browser.
Das heißt: Die papierlose Buchhaltung kann überall dort sein, wo der Einsatz von Smartphone, Tablet oder Notebook möglich ist. Über User- und Gruppenberechtigungen lässt sich einfach sicherstellen, dass Benutzende einzig und allein auf die Dokumente, Anwendungen und Dashboards zugreifen können, für die sie eine Berechtigung haben – und zwar ohne Unterschied sowohl in der Cloud als auch On-Premises.
Fazit
Die papierlose Buchhaltung bedeutet weit mehr als nur eine technische Modernisierung – sie ist ein echter Kulturwandel im Unternehmen. Wer den Umstieg Schritt für Schritt angeht, schafft nicht nur Transparenz, Sicherheit und Effizienz, sondern legt auch den Grundstein für ein zukunftsfähiges Buchhaltungswesen.

Häufige Fragen zur papierlosen Buchhaltung
Was bedeutet papierlose Buchhaltung?
Unter papierloser Buchhaltung versteht man eine Buchhaltung, die weitestgehend auf den Einsatz von Papierdokumenten verzichtet. Sämtliche Belege, auch solche, die in Papierform eingehen, werden digital erfasst und weiterverarbeitet.
Welche Vorteile hat eine papierlose Buchhaltung?
Die Vorzüge einer papierlosen Buchhaltung sind vielfältig. Vorgänge lassen sich schneller bearbeiten, Verzögerungen durch Lauf- und Liegezeiten von Papierbelegen entfallen, die Organisation von Akten wird effizienter. Darüber hinaus reduziert sich der benötigte Platz, Fehler bei der Übertragung minimieren sich, und Mitarbeitende sind nicht mehr an den Büroarbeitsplatz gebunden.
Welche Schritte sind notwendig, um eine papierlose Buchhaltung zu implementieren?
Die Umstellung erfolgt in der Regel in fünf Phasen. Nach gründlicher Vorbereitung und Planung sind die Prozesse zu definieren, eine geeignete Software auszuwählen und die steuerrechtliche Beurteilung durchzuführen. Die Einführung der papierlosen Buchhaltung erfolgt anschließend in den letzten beiden Phasen, gefolgt von umfassender Optimierung.
Warum ist eine Verfahrensdokumentation für die digitale Buchhaltung wichtig?
Die Verfahrensdokumentation ist insbesondere aus rechtlicher Sicht ein essentieller Bestandteil der digitalen Buchhaltung. Sie gewährleistet Transparenz über Abläufe, Kontrollmechanismen und organisatorische Regelungen. Dadurch wird Nachvollziehbarkeit, Rechtssicherheit und Compliance der Buchführungsprozesse sichergestellt.
Ist eine papierlose Buchhaltung rechtlich zulässig und anerkannt?
Ja, eine papierlose Buchhaltung ist rechtlich zulässig und anerkannt, sofern sie den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Sie muss den Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern in elektronischer Form (GoBD) genügen. Eine korrekte Verfahrensdokumentation ist hierbei entscheidend, um die Einhaltung der Vorschriften nachweisen zu können.
Welche Tools können bei der Umstellung auf eine papierlose Buchhaltung helfen?
Oft werden mehrere Tools verwendet, um die buchhalterischen Prozesse möglichst umfassend digital abzubilden. Eine integrierte Lösung, die den Einsatz mehrerer Tools überflüssig macht und nahtlos in die bestehende Infrastruktur integriert werden kann, wird durch moderne Dokumentenmanagementsoftware geboten.
Wie sicher ist die digitale Aufbewahrung von Buchhaltungsunterlagen?
Die sichere digitale Aufbewahrung von Buchhaltungsunterlagen erfordert angemessene Sicherheitsvorkehrungen. Verschlüsselung, Zugriffsbeschränkungen, Firewalls und regelmäßige Backups sind wichtig. Die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und die Verwendung zuverlässiger Cloud- oder Serversysteme tragen zur Datensicherheit bei.